Zwölf Wochen nach meiner Stammzelltransplantation ist es ein wenig stiller geworden, der rummelige Klinikalltag liegt seit 18 Tagen hinter mir, ein Wahnsinn wie Zeit vergeht.
Ich versuche einfach, jeden Tag zu nehmen, wie er kommt. Es geht mir unerwartet gut, wenn es auch immer wieder Ausschläge nach oben oder unten gibt.
Letzten Donnerstag war ich in der KMT-Ambulanz, meine Werte sind gut, eigentlich sogar sehr gut. Leukos bei 7.7, HB 11.3, Thrombozyten 98 - Leber- und Nierenwerte erholen sich langsam aber stetig, mein Gamma-GT ist von knapp 600 vor 2 Wochen auf etwas über 150 gefallen. "Mein" hoch geschätzter Professor ist sehr zufrieden. Niemand, ich am wenigsten, hätte diesen positiven Verlauf erwartet nach all den Desastern der letzten Monate. Dabei hatten die nicht einmal unmittelbar mit der Stammzelltransplantation zu tun. Nur einmal i.d. Woche muss ich in die Uni, bin aber immer sehr aufgeregt vorher. Bei meinem letzten Besuch ermahnte mich Prof. K. eindringlich, mich nicht zu übernehmen, langsam zu machen, allmählich meinen Rhythmus zu finden "ich habe so'n bißchen Sorge, dass Sie jetzt schon wieder zu viel wollen und machen."
Ich weiß, dass ich unverschämtes Glück habe, ich bin dankbar und vorsichtig mit meinem neuen Leben! Am Wochenende habe ich einen ersten Brief an meine Spenderin geschrieben, den gebe ich bei meinem nächsten Besuch ab. Anonymen Kontakt darf ich haben.
Letzten Donnerstag war ich in der KMT-Ambulanz, meine Werte sind gut, eigentlich sogar sehr gut. Leukos bei 7.7, HB 11.3, Thrombozyten 98 - Leber- und Nierenwerte erholen sich langsam aber stetig, mein Gamma-GT ist von knapp 600 vor 2 Wochen auf etwas über 150 gefallen. "Mein" hoch geschätzter Professor ist sehr zufrieden. Niemand, ich am wenigsten, hätte diesen positiven Verlauf erwartet nach all den Desastern der letzten Monate. Dabei hatten die nicht einmal unmittelbar mit der Stammzelltransplantation zu tun. Nur einmal i.d. Woche muss ich in die Uni, bin aber immer sehr aufgeregt vorher. Bei meinem letzten Besuch ermahnte mich Prof. K. eindringlich, mich nicht zu übernehmen, langsam zu machen, allmählich meinen Rhythmus zu finden "ich habe so'n bißchen Sorge, dass Sie jetzt schon wieder zu viel wollen und machen."
Ich weiß, dass ich unverschämtes Glück habe, ich bin dankbar und vorsichtig mit meinem neuen Leben! Am Wochenende habe ich einen ersten Brief an meine Spenderin geschrieben, den gebe ich bei meinem nächsten Besuch ab. Anonymen Kontakt darf ich haben.
Meine Entlassung nach fast 11 Wochen stationärem Aufenthalt ging letztlich sehr rasch vonstatten, von jetzt auf gleich hatte ich Lust auf Essen, Lust auf den frischen und saumäßig leckeren Gurkensalat meiner Ma, diesmal hergestellt zu den "Stammzell-Bedingungen": ohne Pfeffer, keine Zwiebeln, keine frischen Kräuter, nur ein wenig saure Sahne, etwas Zucker, etwas Salz, ein bißchen Zitronensaft. Zwei Minigurken hat sie mir zubereitet... und es war genau so göttlich, wie ich es mir ausgemalt habe.
Die Station stand Kopf, jeder sagte mir Bauchweh vorher, Magen- und Darmprobleme nach wochenlanger parenteraler Ernährung. Hatte ich auch, jedenfalls Bauchweh - aber es war so was von egal. Danach wollte ich Kartoffelpüree mit gebräunten Zwiebeln - und wieder ging ein Aufschrei durch die Station :-) Einen Tag später, montags, habe ich meinen Ärzten gesagt: am Freitag möchte ich nach Hause gehen. "Guter Plan, Frau K. - aber erst müssen Sie essen - und vor allem trinken." Also habe ich trainiert: drei Teelöffel Tee, eine Stunde warten, wieder drei Teelöffel, am dritten Tag konnte ich aus der Tasse trinken ohne dass ich mich sofort übergeben musste und so ging es immer weiter, jeden Tag ein bißchen mehr. Lust auf Espresso, obwohl ich noch eine Woche vorher würgen musste, wenn mich der Patienten-Transportdienst an der Cafeteria vorbeischob. Lust auf Apfelkuchen. Lust auf Erdnussflips...
Ich habe zum Schluss GEWUSST, dass es mir besser geht, wenn ich aus der Klinik komme, mich selber bekochen kann, ich kann mich ziemlich gut einschätzen und ich habe sehr gepusht in den letzten stationären Tagen, war völlig euphorisch, als ich endlich die Nahrung bei mir behielt, meine Tabletten wieder einnehmen konnte, Mama sei Dank.
Mittlerweile kann ich ganz gut essen, nur Warmes macht mir Mühe, ich besinne mich auf meine italienische Vergangenheit und die langen Jahre auf Mallorca und koche viel Mediterranes, esse Tomaten(salat) und Salatgurken, auch Fisch, gegrilltes Gemüse aus dem Ofen, kaum Pasta, noch gar keine Kartoffeln, außer Kartoffelsalat in jeder Variation. Keine Lust auf Fleisch. Brot, vor allem Pumpernickel, mit nahezu allem: Käse, etwas Leberwurst (immer mit Gewürzgurke), Frischkäse, Tomaten mit Zwiebeln - ja, sogar die gehen mittlerweile. Alles wird unter strengsten Bedingungen zubereitet, jedes Stück Obst und Gemüse wird 10x heiss abgewaschen, bevor ich es mit desinfizierten und behandschuhten Händen weiterverarbeite, überall stehen sowieso kleine Flaschen Handdesinfektion herum. Ich nehme trotz Essen weiter ab, aber auch das ist ok, bisher sind es 19 kg. Trinken geht gut, ich habe mir eine Kiste alkoholfreies Bier gegönnt, auch wegen der Kalorien.
Meine körperliche Verfassung: ich sehe besser aus, als es mir tatsächlich geht, kann mich schlecht konzentrieren, schlafe ausgesprochen miserabel und wenn doch, dann habe ich zur Zeit wieder aberwitzige, quälende Träume. Ich bin schnell erschöpft, versuche aber trotzdem, mich jeden Tag ein bißchen zu bewegen und wenn es nur die täglichen Wege sind: einkaufen, zum Arzt, in die Apotheke. Dazwischen immer Pausen zum Luftholen. Kistenweise Medikamente - aber auch da schon viel weniger als noch vor 2 Wochen und nur ein gefühltes 100stel von dem, was zu Anfang war.
Meine körperliche Verfassung: ich sehe besser aus, als es mir tatsächlich geht, kann mich schlecht konzentrieren, schlafe ausgesprochen miserabel und wenn doch, dann habe ich zur Zeit wieder aberwitzige, quälende Träume. Ich bin schnell erschöpft, versuche aber trotzdem, mich jeden Tag ein bißchen zu bewegen und wenn es nur die täglichen Wege sind: einkaufen, zum Arzt, in die Apotheke. Dazwischen immer Pausen zum Luftholen. Kistenweise Medikamente - aber auch da schon viel weniger als noch vor 2 Wochen und nur ein gefühltes 100stel von dem, was zu Anfang war.
2 bis 3mal pro Woche gehe ich zur Physiotherapie und habe das große Glück, eine einfühlsame Therapeutin zu haben, die mich vorsichtig und doch mit dem nötigen Nachdruck mobilisiert, meine gesamte Muskulatur hat sich in Wohlgefallen aufgelöst, längeres Laufen oder Stehen, sogar Sitzen bereitet mir Schmerzen.
Ansonsten denke ich nicht weit, allenfalls von Tag zu Tag, ich feier' das Leben und genieße, dass es mir geht wie es mir geht und dass ich bisher überlebt habe, auch wenn es eine Weile so gar nicht danach aussah. Keine Pläne - nur Hier & Jetzt.
Dazu gehört eben auch, dass ich mich ab und an unter Menschen wage, sehr geschützt, aber doch in die Öffentlichkeit. Ein Besuch im Café à GoGo meines Mannes samt seiner Gäste hat mir sooo gut getan, all die Liebe und die Freundschaft, meine Güte. Meine FreundInnen, die zum Teil völlig fassungslos vor mir standen, Tränen in den Augen und sich nicht getraut haben, mich zu umarmen. Dieser Kiez, unser Pempelforter Viertel, in dem offenbar wirklich jeder Anteil nimmt und wohlwollend bis liebevoll mit mir umgeht. Es ist so wunderbar, wieder DAHEIM zu sein, hier in unserem Zuhause, mit meinem Mann die wenigen Stunden zu genießen, ein wenig zu überlegen, was noch zu ändern ist. Hier, wo jeder Blick aus dem großen Fenster sogleich einen Schwatz mit den weltbesten Nachbarn mit sich bringt.
Time is running - vor einem Jahr habe ich völlig paralysiert auf die Diagnose gewartet und nun liegt das Alles schon hinter mir. Heute vor 12 Wochen wurde ich transplantiert, irre.
Das Leben ist schön und findet heute statt!
Time is running - vor einem Jahr habe ich völlig paralysiert auf die Diagnose gewartet und nun liegt das Alles schon hinter mir. Heute vor 12 Wochen wurde ich transplantiert, irre.
Das Leben ist schön und findet heute statt!
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